Die Ränkamer Autorin präsentierte ihr Werk am Freitagabend zusammen mit den Vorwoid-Deifen in der NaturFreunde-Hütte.
Furth im Wald.Weit mehr als 100 Besucher wollten am Freitagabend in der NaturFreunde-Hütte bei der Vorstellung des Buchs „Sagenhaftes Bayern – Hexen, Belzebuben und Nebelgeister“ dabei sein. Verleger Hans Schopf vom Morsak und Ohetaler Verlag in Grafenau hieß die Gäste willkommen. Sein besonderer Gruß galt Autorin Christl Fischer aus Ränkam, deren Erstlingswerk an diesem Abend im Mittelpunkt stand, Autor Hans Lechner für das Vorwort, Illustrator Klaus Dorfner für die Bebilderung sowie Walter Fichter für das Layout für die Flyer und das Rollup. Eine besondere Freude sei es für sie alle, dass Landrat Franz Löffler für die Laudatio gewonnen werden konnte.
Durch viele Lesungen von Weizgeschichten und Auftritte als „Bluadige Luzier“ ist Fischer in Furth im Wald und weit darüber hinaus schon seit längerem keine Unbekannte mehr. Er habe sie vor etwa einem Jahr bei einer Veranstaltung gehört und sei von ihren Geschichten begeistert gewesen, sagte Schöpf. „Wenn’s so schön schreibt, wie’s red’t, dann wäre das für mich als Verleger interessant“, habe er sich damals gedacht und sie spontan gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, die von ihr gesammelten Geschichten als Buch herauszubringen. Sie konnte das zunächst nicht, erinnerte sich der Verleger. Er habe aber nicht locker gelassen und sie schließlich doch dafür gewinnen können. Das Ergebnis ist der Band 1 mit dem Titel „Sagenhaftes Bayern – Hexen, Belzebuben und Nebelgeister“, das sich wirklich sehen lassen könne.
Gerne habe er die Einladung zur Buchvorstellung angenommen, sagte Laudator Löffler. Dem Vorwort von Autor Hans Lechner könne er voll zustimmen, wenn er beschreibt, welche Bedeutung das Geschichtenerzählen in früheren Zeiten hatte. „Es war eine Zeit, wo man am Abend zusammensaß und miteinander sprach. Die Menschen damals lebten mehr im Einklang mit der Natur.“ Als Region, wo man auf Streifzügen durch das wilde Waldgebirge auf besonders bizarre Felsformationen, auf beinahe unzugängliche Schluchten und irgendwie unheimliche Stätten trifft, biete der Bayerwald einen reichen Schatz für Sagen und Märchen.
In rauen Winternächten, wenn der Böhmische Wind die Bäume zum Ächtzen bringt, das Eis auf den Bächen kracht und wilde Schneeschauer ein Rieseln und Raunen verursachen, kann man auch heute noch, geborgen in sicheren Behausungen, das Grauen der Ahnen nachempfinden. Vom „Weiherzen“ und „Umgehen“ der armen Seelen, die keine Ruhe finden, wird berichtet, von frevelhaften Menschen, die abgestraft wurden von Gnomen und Schrazen und vom Teufel, der sich im wilden Waldgebirge so manchen Unterschlupf geschaffen hatte.
In den Spinnstuben und auf der „Rockaroas“, wo man an langen Winterabenden gemeinsam mit Freundinnen und Nachbarinnen beim Stricken, Spinnen und Flicken zusammensaß, wurden die Geschichten weiter gegeben. Der Großvater erzählte sie auf der Hausbank seinem Enkel, und der gab sie nach einem halben Jahrhundert an seine eigenen Enkel weiter.
Schon als Kind war Christl Fischer begeistert, wenn ihre Eltern und Großeltern am Abend in der Stub’n mystische Geschichten erzählten. Aufgewachsen in Furth im Wald auf der „Gloshüttn“, im Umfeld der Flabeg und der Glasarbeiter, ist ihr das Wissen aus früherer Zeit durch Erzählungen der Alten anvertraut worden, sagte Löffler über Christl Fischer. In der Schule waren ihre langen, detailreichen Aufsätze vom Lehrer gefürchtet, die von ihrer unbändigen Fantasie zeugten. Seit einigen Jahren beschäftigt sie sich nun mit dem Sammeln und Niederschreiben von erzählten Geschichten aus ganz Bayern, die sie auf ihre ganz eigene Art festhält und vor allem vorträgt und erzählt.
In Ihrem Buch stellt sie in den Kapiteln „Vorboten der Raunächte“, „Allerlei Spukgeschichten“, „Geschichten vom Teufel“ und „Von Druden und Hexen“ Sagen und Erzählungen aus ganz Bayern wie von der „Bluadigen Luzier“ oder vom „Dammer mit’m Hammer“ vor. Im Buch finden sich auch mystische Geschichten und Sagengestalten aus der Region, wie von der „Chambhexe“ oder dem „Teufelsfelsen von Arnschwang“. Es sind mystische und spannende Geschichten, die breiten Raum für eigene Empfindungen lassen, sagenhafte Geschichten, die von geheimnisvollen Schauplätzen und Kreaturen handeln.
Es sei wichtig, diese Überlieferungen aufzuschreiben, weil dieses Wissen sonst nicht konserviert wird und verloren ist, betonte der Landrat. Eine weitere Erkenntnis sei für ihn, dass man die christlichen Festtage wie Allerheiligen nicht durch das aus Amerika importierte Halloween ersetzen sollte. „Die zahlreichen Einladungen zu Lesungen zeigen, dass Ihre Geschichten auf großes Interesse stoßen, weil Sie die Menschen zu begeistern wissen, weil sie Zuhörer so in den Bann ziehen, dass sie meinen, Sie haben das selber so erlebt“, sagte der Laudator zu Christl Fischer und wünschte ihr viel Erfolg für das neue Buch und ihre weiteren Projekte.
Für musikalische Unterhaltung sorgten die „Torries“ (Robert Kamera und Konrad Reitmeier). In der Pause gab das Drum-Corps des Spielmannszugs, das dessen Vorsitzender Stadtrat Andreas Roder mitgebracht hatte, Kostproben ihres Könnens. Gruselig wurde es, als sechs schaurig ausstaffierte Passauer Vorwoid-Deifen die NaturFreude-Hütte enterten.
Christl Fischer zog mit drei Weizgeschichten die Zuhörer in ihren Bann. Am Ende der Buchvorstellung hatte sie noch einige Zeit damit zu tun, die verkauften Bücher zu signieren.
Der Verein „Regensburger Doana-Gsindl“ lässt Raunachtsgestalten und -bräuche, die in der Gegend heimisch waren, wieder aufleben und ist Kooperationspartner für die am 2. Dezember in Adlersberg stattfindende Raunacht-Saisonauftaktveranstaltung 2017. Sie trägt den Titel „Wos herkummt, woas koaner – Mythen, Raunächte und Brauchtum in Bayern – Wissenswertes, Geschichten & Brauchtum in der Oberpfalz“. 2. Vorsitzender Hubertus Berger überbrachte Fischer die Einladung für einen Auftritt bei der Veranstaltung. (fer)